OHNE VIEL WORTE
Manchmal vergehen zwanzig und mehr Sekunden, in denen nicht gesprochen wird. Zu hören sind nur Instrumente, die gereicht und zurückgereicht werden. Im Hintergrund piepst das Beatmungsgerät. Und nur das Brummen der Klimaanlage durchbricht ansonsten noch die Stille.
Dabei wird im Operationssaal drei der Klinik Dinkelsbühl zügig gearbeitet. An diesem Morgen sind es zwei Patienten, die neue Kniegelenke erhalten. Das Zusammenspiel zwischen Chefarzt Dr. Markus Sporkmann und der Operationstechnischen Assistentin (OTA) Alina Rögele funktioniert so reibungslos, dass nur wenige Worte nötig sind. Und manchmal eben gar keine.
Das hat viel mit Antizipation zu tun. Rögele weiß in der Regel, welches Instrument Dr. Sporkmann benötigt, bevor er es benötigt.
SIE IST IHM QUASI EINEN, MANCHMAL AUCH ZWEI SCHRITTE VORAUS.
Und so reicht sie ihm Instrumente, ohne dass der Operateur danach fragt. Hand in Hand arbeiten ist hier wörtlich gemeint. Manchmal hebt Dr. Sporkmann nicht mal die Augen vom Operationsfeld.
Volle Konzentration ist zwingend. Eine gute Stunde dauert das Einsetzen eines neuen Kniegelenks. Und dabei gelten Chefarzt Dr. Markus Sporkmann und sein Leitender Oberarzt Dr. Tim Vehring (ANgesicht Ausgaben 04 und 12) als effiziente Operateure, die keine Zeit verlieren.
Drei, manchmal auch vier Eingriffe dieser Art sind die Regel an einem OP-Tag.
„Diese Schlagzahl kannte ich aus anderen Häusern nicht. Da musste ich mich erstmal heranarbeiten“, sagt Alina Rögele, die vor gut einem Jahr an die Klinik Dinkelsbühl wechselte. Wie schnell das ging, ist durch ein Zitat belegt.
„ALINA, ES FÜHLT SICH SO AN, ALS WÄREN SIE SCHON IMMER HIER“,
sagte Dr. Sporkmann schon im letzten Jahr zu ihr.
ES IST EIN SATZ AUS DER KATEGORIE PREMIUMLOB.
Warum klappt die Zusammenarbeit so gut? „Dr. Sporkmann und Dr. Vehring sind in ihrer Art sehr beständig, sie treten eigentlich immer gleich auf“, sagt Rögele. „Auch wenn sie mal genervt sind, weil Dinge nicht so funktionieren wie geplant, lassen sie uns das als OP-Team nie spüren. Beide bleiben da sehr sachlich und superprofessionell. Es gibt keine Spannungen am OP-Tisch.“
ALINA RÖGELE SCHÄTZT DIESE ATMOSPHÄRE SEHR:
„Der Operateur kann die Stimmung im Raum maßgeblich beeinflussen. Wir müssen uns hier keine Gedanken machen, ob sie heute gut der schlecht drauf sind. Und Allüren haben die beiden sowieso keine.“
Andersherum freuen sich die Operateure, wenn das Team zügig mitarbeitet, denn ein Grundsatz in der Medizin lautet:
IM OP WIRD NICHT GETRÖDELT.
„Unsere Eingriffe im Bereich Hüfte und Knie ähneln sich im Ablauf. Da macht es natürlich Freude, wenn die OTA das passende Instrument zur richtigen Zeit schon in der Hand hat“, sagt Dr. Sporkmann. „Bei Alina muss ich nie nachfragen. Sie ist immer bei der Sache.“
Operationstechnische Assistentin ist Rögeles zweiter Beruf. Begonnen hat sie mit einer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Dinkelsbühl. Dort fiel früh auf, dass ihr die Instrumentierung bei kleinen ambulanten Eingriffen lag. So reifte bei ihr der Gedanke, eine Ausbildung zur OTA zu machen.
„ICH HABE NOCHMAL VON VORN ANGEFANGEN, ES ABER NIE BEREUT. IM GEGENTEIL“,
sagt Rögele. Sie macht keinen Hehl daraus, dass auch die Finanzen eine Rolle spielten. „Meine jetzige Arbeit ist anspruchsvoller und fordert einen mehr, wird aber auch besser bezahlt“, sagt sie. Mit 23 Jahren steht sie voll im Berufsleben.
Sobald die OP beginnt, bewegt sich Alina Rögele auf geschätzt zwei Quadratmetern hin und her. Meist dreht sie sich nur schräg zur Seite, denn sie ist umringt von zwei, drei sterilen Tischen voll mit Instrumentarien. Was immer benötigt wird, liegt in Griffweite. Um das vorzubereiten, kommen die OTAs lange vor dem Operateur in den Saal.
Ausgerüstet mit einer Bleiweste (gegen Röntgenstrahlen), sterilen Handschuhen, Kittel, Maske, Kopfbedeckung und Brille hat sie immer den nächsten Schritt des Chirurgen im Blick.
UND BEVOR DER SICH ÄUSSERN KANN, HAT ER DAS INSTRUMENT SCHON IN DER HAND.