ZIELORIENTIERT
ES SIND NICHT SELTEN DIE FLÜCHTIGEN MOMENTE IM LEBEN, DIE DEN UNTERSCHIED MACHEN.
Das ist auch bei Privatdozent (PD) Dr. Thomas Hildebrandt so, dem neuen Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Ansbach.
Der Moment findet vor seinem Büro statt. Dort trifft er ungeplant auf Dr. Martin Balog, den Leitenden Oberarzt der Allgemeinchirurgie. Dessen Büro liegt nur zwei Ecken weiter den Gang runter. Es geht um einen Eingriff in wenigen Tagen. Der Gynäkologe Hildebrandt wird mit seinem Team eine Krebspatientin operieren. Und der Viszeralchirurg Balog soll im Laufe der OP dazukommen. Stichwort interdisziplinäres Arbeiten.
Das Gespräch dauert nur wenige Minuten und findet klar auf Augenhöhe statt. Beide Mediziner sind Anfang vierzig und stehen seit bald zwei Jahrzehnten im OP.
SIE WISSEN GENAU, WORAUF ES BEI DEM EINGRIFF ANKOMMT.
Der Fall wird allen Beteiligten noch in der Tumorkonferenz vorgestellt.
Doch so ein unkompliziertes Gespräch, eine so schnelle Absprache, sprich der oft zitierte kurze Dienstweg, ist nicht überall die Regel. Dazu braucht es Kollegen, die ihr Ego vor dem Haupteingang lassen und den Patienten in den Mittelpunkt stellen.
“Der persönliche Kontakt macht dann vieles einfacher”, sagt Dr. Hildebrandt. “Für den Kollegen und den Patienten.”
IN EINEM SCHWERPUNKTVERSORGER WIE DEM KLINIKUM ANSBACH IST DAS NOCH MÖGLICH.
Dr. Hildebrandt kennt das auch anders. 15 Jahre war er am Universitätsklinikum Erlangen beschäftigt. Vom jungen Assistenten ging es die Karriereleiter hinauf bis zum geschäftsführenden Oberarzt. „Ich hatte dort allein rund 50 medizinische Kolleginnen und Kollegen. Dahinter steckt natürlich eine ganz andere Logistik“, sagt Dr. Hildebrandt.
Und hier sieht er den großen Vorteil des Klinikums Ansbach. Beispiel Diagnostik: Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Radiologie, das von Dr. Cathrin Böhner geleitet wird (ANgesicht Nr. 16), ist zügig und unkompliziert. „Meist reicht ein Anruf bei ihr“, sagt Dr. Hildebrandt. „Dann kommt die Antwort: Wird erledigt! Sie macht immer eine Untersuchung möglich.“
Denn die Bildgebung, also meist Aufnahmen aus dem CT oder dem MRT, wird immer wichtiger. Ohne die Meinung der Radiologen zu hören, findet heute kaum noch ein operativer Eingriff statt.
„WIR SIND GUT KOMPATIBEL“,
sagt Dr. Hildebrandt über seine Chefarztkollegin Dr. Böhner. Beide pflegen eine sehr ähnliche Einstellung zum Beruf. „Im Ausdruck Work-Life-Balance steckt ja zuerst einmal das Wort Work“, sagt Dr. Hildebrandt. Und das würde die Kollegin jederzeit unterschreiben.
Entsprechend wird Dr. Hildebrandt auch im Klinikum wahrgenommen: fleißig, verlässlich, ansprechbar.
„MEIN ERSTES ZIEL IN ANSBACH IST, EINE GUTE MEDIZIN IN EINEM RUHIGEN FAHRWASSER ZU GEWÄHRLEISTEN“,
sagt Dr. Hildebrandt. “Dann können wir hier im Team zielorientiert nach vorn gehen.”
Auch wenn mal nicht alles nach Plan läuft. Als kürzlich ein neues Gerät bei einer laparoskopischen OP zum Einsatz kommen soll, passt alles – bis auf eine kleine Steckverbindung. Das OP-Team sucht nach einer Lösung, doch es klappt einfach nicht.
Als Hauptoperateur beeinflusst in solch einem Moment Dr. Hildebrandt die Stimmung im OP-Saal. Er entscheidet, das bisherige Gerät einzusetzen. Ohne Unmut zu äußern, ohne die Stimme zu erheben. Die Arbeitsatmosphäre bleibt professionell entspannt.
Ruhe auf das Team auszustrahlen, gerade wenn der ursprüngliche Plan geändert werden muss – das ist die Kunst. „Manchmal muss man auch kurz energisch werden“, sagt Dr. Hildebrandt.
„ES GIBT EINFACH SITUATIONEN, DA BRAUCHT ES EINE KLARE RICHTUNG. DANN KENNT JEDER IM TEAM SEINE ROLLE. UND DANN WIRD ES AUCH GUT.“
Ein schon lange am Klinikum etablierter Teil seiner Arbeit ist die Geburtshilfe. „Wir spüren hier schon die Ruhe und Zuverlässigkeit, aber auch sein Interesse am Kreißsaal“, sagt die Leitende Hebamme Sabine Ixmeier über den neuen Chefarzt. Sie ist seit 28 Jahren im Beruf und hat eine hohe vierstellige Zahl von Babys auf die Welt gebracht.
“Die Kommunikation ist wirklich gut. Er geht auch sehr auf die werdenden Eltern ein.
Das schafft auf beiden Seiten Vertrauen.”
Das liegt vielleicht auch an der persönlichen Rolle von Dr. Thomas Hildebrandt. Erst vor wenigen Wochen wurde er selbst Vater von Zwillingen. Wenn er über seine Kinder spricht, bekommt der Begri Life in seiner Work-Life-Balance dann doch eine entscheidende Bedeutung.