EIN GANZES ARBEITSLEBEN
„WIR WAREN EINE FAMILIE, DIE ZUSAMMENGEHALTEN HAT.“
Dieser Satz muss sich ein wenig setzen, um richtig zu wirken. Gesagt hat ihn Ute Frey, die 42 Jahre lang am alten und neuen Krankenhaus Ansbach im Chefarzt-Vorzimmer saß. Von 1956 bis 1998. Vom 18. bis zum 60. Lebensjahr. Und obwohl die 85-Jährige einen feinen Humor besitzt, ist dieses Zitat vollkommen ernst gemeint. Es war eine andere Zeit, ein anderes Gemeinschaftsgefühl.
Dabei muteten ihre Arbeitszeiten nach heutigen Maßstäben verrückt an. Von 8.30 Uhr an stets in den Abend hinein, oft bis 22 Uhr, sechs Tage die Woche. „Samstags haben wir eine längere Mittagspause gemacht“, erzählt Ute Frey.
„WIR HABEN NUR GEARBEITET, NUR.“
Steno ist damals ihre Paradedisziplin. Und auf der mechanischen Schreibmaschine ist sie so schnell, dass die später eingeführte elektronische Variante ihr Tempo nicht mitgehen kann. Sie ging immer ans Telefon, auch lange nach Dienstschluss. „Es hätte ja was sein können“, sagt Frey.
Die Patientenakten der letzten zwei Jahre standen stets griffbereit neben ihrem Schreibtisch. „Die langt hin und hat’s“, sagten die Mediziner/-innen über sie. Alle älteren Akten brachte sie regelmäßig zu Karl Gögelein ins Archiv. In ihrem Fall war Ordnung weit mehr als das halbe Leben.
Als das neue Krankenhaus 1973 bezogen wird, machte sie den Umzug auch privat mit. Sie hat kein Auto und zum neuen Haus gibt es noch keine Busverbindung. Also zieht sie auf den Strüther Berg und eine Wohnung schräg gegenüber den damaligen Chefarzt-Bungalows wird ihr neues Zuhause. Bis heute wohnt sie dort.
In den vier Jahrzehnten im Krankenhaus hat sie sowohl Ärztemangel als auch Ärzteschwemmen erlebt. Und es gab auch früher schon Mediziner/-innen aus Syrien, Persien (dem heutigen Iran) und Ägypten am Ansbacher Haus. Die Geschichte wiederholt sich also. Und Ute Frey hat sie über vier Jahrzehnte miterlebt.