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ANgesicht Magazin

GEDULD ALS INVESTITION

Wenn das Handy von Mirjam Bausch klingelt, hört man ein Intro von ZZ Top. Für alle, die im Südstaaten-Rock nicht so zu Hause sind, hier ein paar Stichworte: Kapelle aus Texas, Bärte fast bis zum Bauch, viel Bass, viel Schlagzeug, viel E-Gitarre. Nach einem Konzert sollte ruhig mal ein Osteopath die Lage der inneren Organe  prüfen. ZZ Top lässt stets die vielzitierte Kuh fliegen.

Mirjam Bausch war noch nicht geboren, als ihr Klingelton-Song in den achtziger Jahren herauskam. Sie mag die Philosophie hinter der Band. Kein Firlefanz, sondern ehrliches Handwerk, das unmissverständlich nach vorn geht. Mit den aktuellen Charts kann sie nicht so viel anfangen.

Passend dazu tritt die Praxisanleiterin Bausch in der Rothenburger Klinik auf.

VIEL ENERGIE, VIEL WISSEN, VIEL TEMPO, DAZU REICHLICH EMPATHIE.

„Wie würdet ihr gern als Patient behandelt werden?“, fragt sie ihre Pflegeschüler gern.

Sie fördert und fordert. Auch Pflege-Azubi Jeremia Lang, gerade 18 Jahre alt geworden. Ihn vielleicht besonders, denn er wiederum forderte eine Fähigkeit ein, die man Mirjam Bausch nicht direkt ansieht: Geduld.

„ES WAR GLEICH KLAR, DASS DIE PFLEGE GENAU SEINE SACHE IST“,

sagt Bausch. Doch zu Beginn war in den Abläufen noch Luft nach oben. Jeremia ist groß und auch schlaksig. Er musste lernen, sich auf engem Raum zu bewegen, ohne die Gegenstände durcheinander zu würfeln. Er brauchte Zeit und ein wenig Anleitung.

Mirjam Bausch gab ihm beides, denn sie sah sein Potential. Und jetzt, nur wenige Monate nach dem holprigen Start, blüht Jeremia regelrecht auf.

Ohne Scheu bewegt er sich im Krankenzimmer und kommuniziert mit den Patienten. Er misst Blutdruck, lagert um und hält Ausschau nach Druckstellen, um frühzeitig entgegenzuwirken. Er wäscht, reibt ein und beseitigt unangenehme Dinge ohne viel Aufhebens.

Während er ihn gründlich rasiert, scherzt er mit einem pensionierten Landwirt aus dem Rothenburger Umland, der endlich wieder nach Hause will. Die Mediziner haben jedoch noch Bedenken.

DIE ZEIT MIT JEREMIA WIRD DIE ABWECHSLUNGSREICHSTE VIERTELSTUNDE SEINES TAGES WERDEN.

Hat er keine Hemmungen, sich einer erstmal fremden Person so zu nähern? Und sich quasi direkt in einem intimen Bereich zu bewegen? „Das ist mir noch nie schwergefallen“, sagt der Pflegeschüler.

„ABER ICH MUSSTE LERNEN, MICH ZU ORGANISIEREN UND VORAUSZUDENKEN. DAS KLAPPTE AM ANFANG NICHT SO GUT.“

Heute plant er den Gang zum Patienten mit einer Akribie, die er bislang nicht kannte. Was sind meine Aufgaben? Welche Utensilien brauche ich? Was ist schon im Zimmer, was muss ich mit reinnehmen? Schaffe ich das erstmal allein oder brauche ich Hilfe? Jeremia arbeitet seine Logistik-Liste ab.

Auch die eher unbeliebte Dokumentation später am Computer und seine eigenen Ausbildungsunterlagen hält er tipptopp in Ordnung. „Jeremia ist sehr streng mit sich, er will alles optimal erledigen“, sagt Mirjam Bausch. „Inzwischen ermahne ich ihn, dass er sich auch mal einen Fehler zugestehen darf.“

Diese Entwicklung war so nicht absehbar. Und die entgegengebrachte Geduld, die Mirjam Bausch nicht von Haus aus liegt, eine gute Investition. Nach dem Start als Pflegehelfer macht Jeremia jetzt die dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann.

„ICH BIN SEHR STOLZ AUF IHN“,

sagt Mirjam Bausch und zeigt ihr bestes Lächeln. „Gerade weil es anfangs nicht so gut aussah.

ICH HABE DAS GEFÜHL, ER WIRD AUCH EIN BISSCHEN ERWACHSEN BEI UNS.“

Ein Beweis dafür ist auch eine Notiz auf ihrem Schreibtisch. Jeremia benötigt einen Parkausweis für das Klinikgelände. Mit 18 Jahren kommt er jetzt mit dem Pkw zur Arbeit.

Schon in ihrer eigenen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin – heute heißt der Ausbildungsberuf Pflegefachfrau – wollte Mirjam Bausch Praxisanleiterin werden. Sie ist das Bindeglied zwischen der ANregiomed Akademie und den Stationen in der Rothenburger Klinik.

DIE UMSETZUNG DES ERLERNTEN THEORETISCHEN WISSENS IN DIE PRAXIS AM KRANKENBETT IST IHR METIER.

Sie wird Jeremia in den kommenden drei Jahren während seiner Ausbildung begleiten und als Fachprüferin auch bei seiner Abschlussprüfung dabei sein. Dafür haben beide in den letzten Monaten eine sehr gute Grundlage gelegt.

„Der Jeremia wird ein sehr guter Pflegefachmann werden.

ER TRÄGT DAS EINFACH IN SICH“,

sagt Mirjam Bausch.

 

Weitere Informationen

Volker Dineiger
Leiter Personal & Leiter ANregiomed Akademie

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