ANgesicht

MAGAZIN AUSGABE 06

ANGEZÄHLT

WENN MIT ANFANG 50 ALLES AUF DEM SPIEL STEHT.

ZUERST IST ES NUR EIN KRIBBELN. UND DANN SIEHT ER BLUT, WO KEINES SEIN SOLLTE.



An einem milden Februarmorgen steht Peter Wiesner in seinem Vorgarten nahe dem Hesselberg.



ER LÄSST ES GERADE RUHIGER ANGEHEN, DIE LETZTEN MONATE HABEN KRAFT GEKOSTET.

Der Rasen auf dem Grundstück ist kein englischer. Die Fläche ist durchsetzt mit robustem Moos, das der Natur seit Jahren trotzt. Gleichzeitig wirkt es angenehm weich unter den Füßen.

Der Ort ist ein bisschen wie Wiesner selbst. Der 52-Jährige besitzt ein veritables Stehvermögen, das in den letzten Jahren wiederholt getestet wurde. Er musste Prüfungen bestehen, die man niemandem wünscht. Es ist bemerkenswert, dass seine Natürlichkeit dabei nicht auf der Strecke blieb.

Im September 2021 spürt Peter Wiesner ein Kribbeln in der unteren Bauchgegend. Es ist nicht durchgängig da, er hat auch keine Schmerzen, aber irgendwie gehört es da auch nicht hin. Und dann findet er Blut in seinem Stuhl.

Der Rat des Hausarztes Dr. Martin Kreuzer aus Weiltingen lässt ihn aufhorchen: Fahr Heim, pack ein paar Sachen und verabschiede dich von deinen Söhnen. Nächster Stopp: Klinik Dinkelsbühl.

Dort wird er mehrere Tage untersucht. Und die Vorahnung seines Hausarztes bestätigt sich: Peter Wiesner hat einen bösartigen Darmkrebs. Nicht behandelt, wird dieser innerhalb der nächsten Jahre zum Tod führen.



DIE VORAHNUNG DES HAUSARZTES BESTÄTIGT SICH: PETER WIESNER HAT EINEN BÖSARTIGEN DARMKREBS.


Es gibt für Mediziner keinen guten Weg, diese Nachricht zu überbringen. Auch nicht für Dr. Andreas Ostendorff. Aber er kann die Maschinerie in Gang setzen, die dem Patienten eine Überlebensperspektive bietet. Denn die Uhr tickt.

Und so wird Wiesner umgehend Thema in der Tumorkonferenz am Klinikum Ansbach.



IN DER TUMORKONFERENZ SITZEN ALLE DISZIPLINEN IN EINEM RAUM: ONKOLOGEN, RADIOLOGEN, CHIRURGEN, GASTRO­ENTEROLOGEN, PATHOLOGEN, STRAHLEN­THERAPEUTEN UND PALLIATIVMEDIZINER.




Dr. Martin Balog, Leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Ansbach, untersucht Peter Wiesner nach dem zweiten Eingriff.

IM TEAM WIRD BERATEN, WIE DER BESTE ALLER MÖGLICHEN BEHANDLUNGSWEGE AUSSEHEN KÖNNTE.



Dort sitzen alle Disziplinen in einem Raum: Onkologen, Radiologen, Chirurgen, Gastroenterologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Palliativmediziner und eine onkologische Pflegende, von der noch die Rede sein wird. Die Internisten aus Dinkelsbühl sind zugeschaltet. Hier wird im Team beraten, wie der beste aller möglichen Behandlungswege aussehen könnte. Und es gibt einen ersten Lichtblick.



WIESNERS DARMKREBS WIRD FRÜH ERKANNT.

Die Onkologen können von einer wochenlangen Chemotherapie absehen und die chirurgische Onkologie kommt direkt ins Spiel. Professor Dr. Thomas Meyer, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, bereitet einen operativen Eingriff vor.

Professor Meyer ist zugleich Leiter des Darmkrebszentrums Mittelfranken, das noch von seinem Vorgänger 2006 in Ansbach gegründet wurde. Es war das erste von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Zentrum in Bayern.

Peter Wiesner bekommt von den Vorbereitungen nichts mit. Er soll in ein paar Tagen am Klinikum Ansbach sein. Aber erstmal fährt er nach Hause. Um ein Gespräch zu führen, vor dem es ihm graust.

Er ist alleinerziehender Vater zweier Söhne. Der jüngere ist 15 Jahre alt und geht zur Schule, der ältere besucht mit 19 Jahren schon die Meisterschule. Sie mussten zusammenhalten in der Vergangenheit und fühlen eine enge Bindung.

Und so wird das Gespräch am Küchentisch ein erster Mutmacher für Peter Wiesner. Wir kriegen das hin, ist die Nachricht seiner Söhne.





OP-Manager PD Dr. Tom Metterlein ist der Narkosearzt bei der zweiten OP.

Teamarbeit: v. l. Prof. Thomas Meyer, Dr. Martin Balog, OP-Schwester Christine Weileder.

Kein Chefarzt-Privileg, sondern hygienisch korrekt: Prof. Meyer wird im OP-Saal angekleidet.





WIR HABEN BISLANG ALLES HINBEKOMMEN.



Bevor er ins Klinikum Ansbach fährt, füllt Wiesner die Truhe mit Tiefkühlpizzen auf.

Im Foyer wird er von Bianka Lechner abgeholt. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Onkologischen Zentrums und kümmert sich um alle Belange der Patienten. Lechner nimmt sich Zeit für ein Gespräch, an das sich Peter Wiesner noch lange erinnert.



Bianka Lechner ist stellvertretende Leiterin des Onkologischen Zentrums am Klinikum Ansbach. Für die Patienten ist sie der seelische Anker.

PROFESSOR THOMAS MEYER LEITET DEN EINGRIFF, DOCH ALLES AM OP-TISCH IST TEAMARBEIT.



Er ist nicht der Typ Mann, der schnell in Tränen ausbricht. Doch bei Bianka Lechner weint er. Er ist erst Anfang 50, seine „Buben“, wie er sie nennt, noch Kinder. Das kann es doch noch nicht gewesen sein.

„Ich habe damals mit mir gekämpft. Und sie hat mir viel abgenommen. Ohne Bianka Lechner wäre es nicht so gut gelaufen“, sagt Peter Wiesner

Er macht in der wohl größten Krise seines Lebens noch eine weitere schöne Erfahrung. Am heimischen Kühlschrank hängt die Handynummer seines Chefs. Falls etwas passiert, können seine Buben diese Nummer wählen. Egal welcher Wochentag, egal welche Uhrzeit.



„So eine Unterstützung zu bekommen, hat mich aufgebaut“,



sagt Wiesner.

Am 19. November 2021 wird er von Chefarzt Professor Thomas Meyer und dem leitenden Oberarzt Dr. Martin Balog operiert. Der Eingriff dauert über drei Stunden, was für die heutige Medizin lange ist. Der Krebs wird aus dem Mastdarm entfernt, also dem letzten Stück des Darms. Deswegen wird ihm auch ein künstlicher Darmausgang gelegt, um diesen Bereich in den kommenden Wochen zu entlasten.

Nach der OP führt Dr. Martin Balog ein Telefonat mit den Söhnen. Alles gut gelaufen, der Krebs ist raus aus dem Körper, dem Vater geht es gut.

Nachdem sich über die Jahreswende alles gut entwickelt hat, wird am 2. Februar 2022 die sogenannte Rückverlagerung vollzogen. In dieser zweiten OP entfernen wiederum Professor Meyer und Dr. Balog den künstlichen Ausgang. Alles wird wieder seinen normalen Gang gehen.

Über die kommenden fünf Jahre wird er zu regelmäßigen Nachsorge-Untersuchungen gehen. Zuerst vierteljährlich, dann in größeren Abständen.

DIE WACHSAMKEIT IST WIESNERS LEBENS­VERSICHERUNG.



Bianka Lechner hat ihn als erste Person im Klinikum begrüßt. Und sie verabschiedet ihn auch. Wegen Corona bleiben sie auf Abstand. Das nagt an Peter Wiesner bis heute.

„Es hätte eine feste Umarmung gebraucht.“



Peter Wiesner Ende Februar 2022 in seinem Vorgarten. Er denkt viel darüber nach, was wirklich wichtig ist im Leben. Zum Beispiel Zeit mit seinen Söhnen zu haben.

Der leitende Oberarzt Dr. Martin Balog bereitet den zweiten Eingriff im Klinikum Ansbach vor.



Professor Dr. Thomas Meyer
Chefarzt

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Chirurgische Onkologie Klinikum Ansbach


Möchten Sie Kontakt mit uns aufnehmen?
Wir leiten Ihre Anfrage gerne weiter.
Tel.: 0981 484-32150
Mail: angesicht@anregiomed.de

DOPPELT GEBILDET

JENS STEINBRENNER IST PFLEGENDER, BIS IHN JEMAND AUF SEIN POTENTIAL ANSPRICHT.



Kurz vor Mitternacht an diesem Samstagabend ertönt ein akustischer Alarm in der Notaufnahme. In gut 20 Minuten wird ein Patient, Anfang 50, mit Rauchgas-Intoxikation eintreffen, kündigt die Rettungsleitstelle an. Dieses Einsatzstichwort hat ein breites Spektrum an Möglichkeiten: Von eher harmlos bis lebensbedrohlich ist alles möglich.

BEI MANCHEN BRÄNDEN REICHEN ZWEI, DREI ATEMZÜGE, UM BLEIBENDE SCHÄDEN ZU HINTERLASSEN.



Jens Steinbrenner bekommt die Alarmierung mit halbem Ohr mit.

Er spricht gerade mit einer älteren Dame, die in einen „Hello Kitty“-Bademantel ihrer Enkelin eingewickelt ist. Sie hat Schmerzen im Bauchbereich, deren Herkunft unklar sind. Die Patientin ist erschöpft und besitzt einen umfangreichen Medikamentenplan. Steinbrenner ist angehender Internist und das hier genau sein Metier. Bis der Rettungswagen mit der Rauchgas-Intox eintrifft, wird er sie weiter untersuchen.

Steinbrenner, 37 Jahre alt, ist in dieser Nacht der diensthabende Mediziner in der Klinik Rothenburg. Seit fünf Stunden pendelt er zwischen Notaufnahme, Intensivstation, Herzkatheterlabor und den regulären Stationen. Drei Minuten, wirklich nicht mehr, hat er sich für eine Tasse Kaffee im Bereitschaftszimmer gegönnt.

Der erste Eindruck von ihm ist der eines typischen Mediziners: Steinbrenner geht schnell, isst schnell, trinkt schnell. Und etwas arbeitet immer zwischen seinen Schläfen.

DOCH SEIN WEG IN DIESEN BERUF ENTSPRICHT KEINER GERADEN, EHER EINER KURVIGEN LINIE.



Er nimmt einen Umweg, was kein Nachteil ist. Denn es ist ein bisschen wie im Motorsport: Wer die Kurven beherrscht, steht am Ende vorn.

Eine familiäre Angelegenheit führt Jens Steinbrenner mehrfach in die Uniklinik Kiel. Ihm gefällt, wie Pflegende und Mediziner dort zusammenarbeiten. Und er beschließt, sein Lehramtsstudium aufzugeben und Gesundheits- und Krankenpfleger zu werden. Jahre später arbeitet er auf einer Intensivstation in Berlin und die Kollegen sehen sein Potential. Ihm wird die Weiterbildung zur Intensivfachpflegekraft angeboten.

Doch es gibt auch andere Stimmen. Ärzten fallen seine Auffassungsgabe und das umfangreiche Wissen auf. Ob er schon mal über ein Medizinstudium nachgedacht hat?

Hat er nicht. Dazu beginnt sein Abitur-Durchschnitt nicht mit einer Eins. Doch inzwischen sind ja genug Wartesemester vergangen. Und auch seine damalige Lebensgefährtin bestärkt Jens Steinbrenner.

MIT MITTE 20 GEHT ER ZWEI SCHRITTE ZURÜCK, UM EINEN GROSSEN SCHRITT NACH VORN ZU MACHEN.



Steinbrenner verkauft sein Auto. Er kündigt in der Klinik und tauscht die 80-m2-Wohnung in Berlin- Steglitz gegen ein 12-m2-WG-Zimmer in Würzburg. Ab sofort lebt er von Bafög, was weniger als ein Drittel seiner bisherigen Einkünfte ausmacht.

Dazu kommt, dass Jens Steinbrenner nicht in Bibliotheken lernen kann. Er verbringt die meiste Zeit des Studiums auf den zwölf Quadratmetern. Später sind es 15, als ein Zimmer in der WG frei wird.



Jens Steinbrenner während der Nachtschicht in der Rothenburger Notaufnahme.

Immer zügig unterwegs: Assistenzarzt Steinbrenner auf der Station.

Nicht den Überblick verlieren, alles im Kopf parat haben: Jens Steinbrenner am Visitenwagen.

STEINBRENNER KANN KOMPLIZIERTE VORGÄNGE SO ERKLÄREN, DASS JEDER PATIENT SIE VERSTEHT.



Und direkt nebenan befindet sich auch noch eine Grundschule. Das alles muss man wirklich wollen.

Wie Elizabeth Hirschmann (ANgesicht Ausgabe 04) leistet auch Jens Steinbrenner alle klinischen Aufenthalte während des Studiums in Rothenburg ab, auch weil seine heutige Ehefrau in der Nähe wohnt. Seit Sommer 2020 ist er Assistenzarzt der Inneren Medizin.

Steinbrenners Physis kommt unaufdringlich daher, doch am Bett ist seine Erfahrung als Pflegender nicht zu übersehen. Mit zwei, drei Handgriffen hilft er den Patienten in die richtige Position, was ihm kräftemäßig keinerlei Mühe bereitet.

Außerdem beherrscht er eine Fähigkeit, die nirgends gelehrt wird: Steinbrenner kann komplizierte Vorgänge so erklären, dass jeder Patient sie versteht. Dabei verzichtet er gänzlich auf medizinische Fachausdrücke. Sich darüber zu profilieren, fände er lächerlich.

Erst nach gründlicher Desinfektion wird eine Blutprobe genommen.

DAS ALLES MUSS MAN WIRKLICH WOLLEN.



Jens Steinbrenner mit dem Kardiologen Razy Alfadel im Herzkatheterlabor.




Der Assistenzarzt auf der Suche nach einer passenden Ader, um Blut abzunehmen.

Dokumentiert, telefoniert, organisiert wird auch während der Nachtschicht.



Den Patienten mit der Rauchgas- Intoxikation hat es nicht so schlimm erwischt. Der Verlust seiner Gartenlaube macht ihm mehr zu schaffen als die Gesundheit. Trotzdem wird er die nächsten Stunden medizinisch überwacht.

Ein Patient mit Verdacht auf Herzinfarkt hat ebenfalls großes Glück. Steinbrenner verlegt ihn am späten Abend direkt ins Herzkatheterlabor den Flur hinunter. Der Kardiologe Razy Alfadel erkennt den herannahenden Verschluss einer Blutbahn.

KOMMT ES DAZU, HAT DER PATIENT NOCH GUTE ZEHN MINUTEN ZU LEBEN.



Alfadel führt ein winziges Drahtgeflecht ein, einen sogenannten Stent, der das Gefäß freihält. Danach kommt der Patient auf die Intensivstation. Steinbrenner schaut am frühen Morgen noch zweimal nach ihm.

Zwischendurch untersucht er die ältere Dame mit Schmerzen in der Bauchgegend. „Wollen Sie mitschauen?“, fragt er und dreht den Ultraschall-Monitor in ihre Richtung. „Hier ist Ihre Milz, dort die Leber.“ Die Patientin ist jetzt hellwach, sie folgt Steinbrenners Worten. Am Ende wird ein schwerer Magen-Darm-Infekt bei ihr festgestellt.

Es ist drei Uhr morgens, als Jens Steinbrenner einen mitgebrachten Teller Nudeln in die Mikrowelle schiebt. Während der Mahlzeit erledigt er noch Schreibarbeiten, bevor er sich gegen vier Uhr hinlegt. Einmal wird er noch rausgeklingelt, ansonsten kann er bis zur Übergabe an die Tagschicht schlafen.

Es gibt Nächte, da bleibt sein Essen unangetastet. Dann ist nur eine zweite Tasse Kaffee drin. Doch in den ersten Stunden dieses Sonntags kommt die Klinik zur Ruhe.



Der Patient mit Verdacht auf Rauchgas- Intoxikation wird im Schockraum gründlich abgehört.

Kurz vor zwei Uhr morgens legt Jens Steinbrenner einen Zugang mit Schmerzmitteln.

Teamarbeit in der Notaufnahme: v. l. Jens Steinbrenner und die Pflegenden Manuela Kamleiter und Gudrun Baumann.





Der ältere Patient kommt nach Mitternacht so geschwächt in die Notaufnahme, dass er mit Maske nicht zu verstehen ist. Assistenzarzt Jens Steinbrenner schafft Nähe, um helfen zu können.




Assistenzarzt Jens Steinbrenner
PD Dr. Christian Wacker
Chefarzt

Abteilung für Innere Medizin
Klinik Rothenburg


Möchten Sie Kontakt mit uns aufnehmen?
Wir leiten Ihre Anfrage gerne weiter.
Tel.: 0981 484-32150
Mail: angesicht@anregiomed.de

HALBE EWIGKEIT

ZWEI PFLEGENDE ARBEITEN SEIT ÜBER 40 JAHREN AN DER KLINIK DINKELSBÜHL. WIE SCHAFFEN SIE DAS?

„WIR GEHÖREN ZUM LEBENDEN INVENTAR DES HAUSES.“

Ihre Namen sind durchschnittlich, doch Renate Schmidt und Renate Meyer sind es keineswegs. Beide kommen gut gelaunt den Gang hinunter, setzen sich und legen ohne lange Einführung los. „Wir gehören zum lebenden Inventar des Hauses“, lacht Renate Meyer. Kaum jemand würde widersprechen.

Renate Meyer, fast 63 Jahre alt, begann am 16. August 1975 am Krankenhaus Dinkelsbühl. Renate Schmidt, 63 Jahre alt, fing am 1. Oktober 1976 an. Nach über vier Jahrzehnten Tätigkeit wäre man nicht überrascht, wenn beide genug von der Pflege hätten.

Doch Renate Schmidt erzählt, sie würde nach ihrem Renteneintritt im Spätsommer 2022 gerne noch auf einer 30-Prozent-Stelle weiterarbeiten. Sie habe weiterhin Spaß an der Arbeit, sagt sie. Und sie kann sich ein Leben ohne die Intensivstation schwer vorstellen.

Als die Station 1980 gegründet wird, ist sie eine der ersten Schwestern dort. Erst waren es drei Betten, dann fünf, die sehr eng auf kleinem Raum standen. Auch medizinisch ging es vergleichsweise rudimentär zu.

„Die Arbeit war eine grosse Heraus­forderung, da es kaum Anleitungen gab“,

erzählt Renate Schmidt. „Gerade nachts war man auf sich allein gestellt.“

Quasi nebenbei bekommt sie zwei Kinder. Und führt mit ihrem Mann einen modernen Haushalt. Bis auf anderthalb Jahre arbeitet sie in 46 Dienstjahren immer Vollzeit, er bleibt zu Hause bei den Kindern. Die Schichtarbeit, von vielen verdammt, empfindet sie als praktisch. „Ich konnte unter der Woche immer alle privaten Dinge erledigen“, sagt Renate Schmidt.

Im Gespräch wird klar, dass hier zwei Pflegende sitzen, die nicht lamentieren. „Wir haben anders begonnen als die Pflegenden heute“, sagt Renate Meyer. „Der Beruf war körperlich belastender. Und wir hatten es im Vergleich schon gut.“ Mitte der 1970er Jahre waren gerade mal flächendeckend Betten mit Rädern eingeführt worden.







Renate Schmidt Anfang der 80er Jahre auf der neu gegründeten Intensivstation.




„FÜR MICH ÜBERWIEGEN DIE POSITIVEN ASPEKTE.“

16 Nachtdienste am Stück, anschließend neun Tage frei – auch das war keine Ausnahme.



„Aber heute erschlägt uns die Bürokratie.“



„Ich kann verstehen, wenn man sich nicht mehr so für den Beruf begeistern kann“, sagt Renate Meyer. „Doch für mich überwiegen die positiven Aspekte.“

Sie bekommt drei Kinder und nutzt ihren Erziehungsurlaub nicht einmal voll aus. Nach dem zweiten Kind gibt sie die Stationsleitung ab, weil es zeitlich nicht machbar war. Ein wenig hängt ihr das heute noch nach.

Renate Meyer hatte nie das Gefühl, zu wenig Zeit für ihre Kinder zu haben. Weil sie ländlich lebt, war ihr Leben von Organisation geprägt. Wie kommen die Kinder zum Sport, zum Musikunterricht? „Es funktionierte, weil ich es so wollte“, sagt Meyer. „Meine Kinder waren mir immer das Wichtigste, dann kam der Beruf“, sagt sie.



RENATE MEYER IST DIE DIENSTÄLTESTE MITARBEITERIN IM HAUS UND ARBEITET IMMER NOCH ALLE DREI SCHICHTEN – FRÜH, SPÄT, NACHTS.



Bis Juni 2023 macht sie noch weiter. Im letzten Jahr als Pflegende gönnt sie sich eine Reduzierung der Arbeitszeit.

Nach über 40 Dienstjahren werden beide Pflegende 2020 mit der Pandemie konfrontiert. In dieser Krise mit Ungewissheiten und Arbeitstagen, die an die Substanz gehen, zeigt sich ein herausragender Charakterzug. Weder Renate Meyer noch Renate Schmidt verlieren einen Gedanken ans Aufhören.

Auf der Intensivstation werden bis zu acht Corona-Patienten betreut, die alle einen dreimal so hohen Arbeitsaufwand bedeuten. Die ständige Hitze unter der Schutzkleidung, das anstrengende Drehen der Patienten in die Bauchlage, die vielen Todesfälle – es hat den Zusammenhalt der Station noch verstärkt. Renate Schmidt möchte dieses Gefühl nicht missen.

Renate Meyer hatte mit Ende 20 Tuberkulose, sie ist vorbelastet. Ihr Risiko wird als überschaubar eingeschätzt und nach 24 Stunden Bedenkzeit will sie auf der Corona-Station arbeiten. „Ich habe gesehen, was das Virus anrichten kann“, sagt Meyer. In so einer Situation nicht mitzuarbeiten, wäre für sie undenkbar.

„Aufgegeben wird zum Schluss.“



Renate Meyer mit Schürze Mitte der 70er Jahre in ihrem Wohnheimzimmer. Die Decke auf der Couch hat sie selbst gehäkelt.





Sie denken über einen Einstieg oder Wiedereinstieg in den Pflegeberuf nach?

Dann sprechen Sie mit der Pflegedienstleitung Christine Broichhaus.



Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Wir leiten Ihre Anfrage gerne weiter.
Tel.: 0981 484-32150
Mail: angesicht@anregiomed.de

AUSGERUHT WIRD SPÄTER



RUHESTAND MIT ANFANG 60? IST DR. GERHARD SONTHEIMER KEINEN GEDANKEN WERT.

Die Frage nach dem Kürzertreten ist für jemanden wie ihn fast ein wenig provokant. „Ich bin viel zu jung, um ans Aufhören zu denken“, sagt der Vorstand der ANregiomed, gerade 63 Jahre alt geworden. „Genau genommen bin ich noch nicht einmal so weit, um von 150 Prozent runterzukommen.“

Diesen Eindruck teilt offenbar auch der ANregiomed-Verwaltungsrat, deren Mitglieder Ende Februar einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2028 zugestimmt haben – ohne Gegenstimme. Nach vier Jahren im Klinikverbund ist es eine schöne Bestätigung für Dr. Gerhard Sontheimer, dessen strategischer Ansatz naturgemäß über die ein oder andere Legislaturperiode hinausgeht. Kurzfristiges Denken, auch wenn es Sympathien kostet, ist ihm fremd.

Und angesichts der Veränderungen im Gesundheitswesen, verstärkt durch die Covid-Pandemie, braucht es Klartext.



„Es wird eine Konzentration von medizinischen Leistungen in ganz Deutschland geben.“



„VERÄNDERUNGEN SCHAFFEN WIR NUR GEMEINSAM.“

„Das ist auch von der Bundespolitik so gewollt“, sagt Dr. Sontheimer, der es bewusst überspitzt ausdrückt: „Für die allermeisten Menschen wird es kein Universitätsklinikum in Rollatorentfernung geben.“ Und dem Mediziner und Physiker ist auch klar, dass dieser Prozess nicht ohne Reibung stattfindet: „Wer etwas verändert, stößt auf Widerstände.“

Was bedeutet das für die örtliche Kliniklandschaft? „In Westmittelfranken ist das Klinikum Ansbach der Zentralversorger, den wir mit unseren Bauvorhaben bis 2028 umfangreich stärken“, sagt Dr. Sontheimer.

AUCH DIE STANDORTE ERFAHREN POSITIVE VERÄNDERUNGEN.



An der Klinik Dinkelsbühl wird seit Ende 2021 mit dem neuen Chefarzt Dr. Markus Sporkmann ein Zentrum für Endoprothetik, also den Gelenkersatz, mit Erfolg fortgeführt (ANgesicht Ausgabe 04). Und die Zusammenarbeit der Viszeralchirurgen an den Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg ist ebenfalls im Aufbau (ANgesicht Ausgabe 05).

Diskussionen über die Notfallversorgung der Bevölkerung in der Fläche erteilt Dr. Sontheimer eine Absage: „Wie bisher werden an allen ANregiomed-Klinikstandorten Notfälle rund um die Uhr behandelt.“

Daneben definiert er weitere Projekte, die in der Umsetzung stecken. „In der Digitalisierung des Klinikverbunds sind wir vorangekommen, aber noch lange nicht fertig“, sagt Dr. Sontheimer. Um den medizinischen Gerätepark der ANregiomed zu modernisieren, werden Technologiepartnerschaften realisiert, die einen langen zeitlichen Vorlauf haben. Für die Labormedizin wird ein neues klinikübergreifendes Konzept erarbeitet. „Und wir werden das Catering für Beschäftigte und Patienten auf ein zeitgemäßes Niveau bringen“, sagt Dr. Sontheimer.

Auch Grundsätzliches ist ihm wichtig.

„Im Mittelpunkt unseres Handelns steht der Nutzen für unsere Patienten.“

„Bei allen Herausforderungen darf das niemals in den Hintergrund rücken.“



So soll es aussehen: Visualisierung des fertiggestellten Bauvorhabens am Klinikum Ansbach.

SEHR GEEHRTE LESERINNEN,
SEHR GEEHRTE LESER,



seit Beginn des Jahres lerne ich als neue Mitarbeiterin des ANregiomed-Klinikverbunds vor allem die Pflegenden an den Standorten Rothenburg und Dinkelsbühl kennen. Und wie Sie sehen, gibt es darunter ganz besondere Menschen.

Die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Renate Schmidt und Renate Meyer haben als Teenager an der Klinik Dinkelsbühl ihre Ausbildung begonnen. Und mehr als 40 Jahre später sind beide Damen noch immer motiviert auf Station zu finden. Sie haben in dieser Zeit Familien gegründet und zuletzt auch während der Pandemie hochprofessionell gearbeitet.

Pflegende bekommen viel zurück von den Patienten, doch sie müssen auch viel geben. Nachts, an Wochenenden, über Feiertage hinweg. Vor der Lebensleistung von Renate Schmidt und Renate Meyer habe ich großen Respekt.

Auch die Geschichte des Mediziners Jens Steinbrenner aus der Klinik Rothenburg zeigt, dass eine hohe Motivation und Durchhaltevermögen belohnt werden.

Wenn all unsere Anstrengungen darin münden, dass beispielsweise einem Krebspatienten wie Peter Wiesner geholfen werden kann, dann machen wir etwas richtig.

Und dieses Gefühl gibt es in dieser Qualität nur im Gesundheitswesen.

Ihre

Christine Broichhaus

UNSERE STANDORTE

Klinikum Ansbach
Escherichstraße 1
91522 Ansbach
Tel. 0981 484-0

Klinik Dinkelsbühl
Crailsheimer Straße 6
91550 Dinkelsbühl
Tel. 09851 91-0

Klinik Rothenburg
Ansbacher Straße 131
91541 Rothenburg o. d. T.
Tel. 09861 707-0

E-Mail:
info@anregiomed.de

Praxisklinik Feuchtwangen
Kurzzeitpflege

Ringstraße 96
91555 Feuchtwangen
Tel. 09852 909-4860
E-Mail:
kurzzeitpflege@anregiomed.de

ANregiomed MVZ Ansbach
Escherichstraße 1
91522 Ansbach

ANregiomed MVZ Dinkelsbühl
Karlsbader Straße 7
91550 Dinkelsbühl

ANregiomed MVZ Feuchtwangen
Ringstraße 96
91555 Feuchtwangen

MVZ Rothenburg ANregiomed
Ansbacher Str. 131
91541 Rothenburg o. d. T.

ANregiomed MVZ Rothenburg
Ansbacher Straße 13
91541 Rothenburg o. d. T.

E-Mail:
info@anregiomed-mvz.de

UNSERE AUSBILDUNGS­STANDORTE

ANregiomed Akademie
Schulzentrum Pflegeberufe mit Standorten an unseren Kliniken in Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg

Crailsheimer Straße 6b
91550 Dinkelsbühl
Tel. 09851 91-4290

E-Mail:
info@akademie-anregiomed.de

Ausbildungsberufe:
Pflegefachfrau / Pflegefachmann (auch in Teilzeit möglich)
Integrierte Pflegefachhelferausbildung (Alten- und Krankenpflege)
Hebamme und Entbindungspfleger




Alle Fotografien wurden unter den geltenden Hygienevorschriften mit Mindestabstand erstellt.




Impressum

Anschrift

ANregiomed gKU
Gemeinsames Kommunalunternehmen
der Stadt Ansbach und des Landkreises Ansbach

Escherichstraße 1, 91522 Ansbach
Telefon: 0981 - 484-0, Telefax: 0981 - 484-2336
E-Mail: info​ (at) ​anregiomed.de

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV:
Vorstand Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (Anschrift wie oben)

 

Haftung für externe Links

Wir distanzieren uns ausdrücklich von den Inhalten aller externen Links auf unserer Website. Mit deren Inhalten wollen wir uns weder solidarisieren noch machen wir uns diese zu eigen. Gleiches gilt für Inhalte externer Seiten, die auf unsere Website verlinkt sind. Wir übernehmen daher auch keine Haftung für die Inhalte externer Links oder solcher Seiten, die auf unsere Webseite verlinkt sind. Zum Zeitpunkt der externen Verlinkung wurden die Inhalte der Links von uns geprüft. Eine regelmäßige Überprüfung findet jedoch nicht statt. Eine nachträgliche Veränderung der externen Inhalte durch die jeweiligen Anbieter ist daher nicht  ausgeschlossen. Sollten Sie der Meinung sein, dass die verlinkten Seiten gegen geltendes Recht verstoßen, bitten wir Sie, das uns zur Überprüfung und ggf. zur Aufhebung der externen Links mitzuteilen.

 

Haftung für eigene Inhalte

Wir sind lediglich für eigene Inhalte verantwortlich. Die auf unserer Website dargestellten eigenen Informationen werden nach bestem Wissen und Gewissen angeboten. Wir erheben dabei jedoch keinen Anspruch auf stetige Vollständigkeit und Richtigkeit der dargestellten Informationen und übernehmen keine Haftung für Schäden, die den Nutzern unserer Website dadurch entstehen könnten, dass sie auf eine Information vertraut haben, die sie bei der Nutzung unserer Website erhalten haben.

Die Informationsangebote können und wollen in keinem Fall eine persönliche Beratung durch einen Arzt ersetzen. Die auf unsere Website dargestellten Informationen dienen den Nutzern lediglich zu privaten, allgemeinen Informationszwecken.

 

Haftung Urheber- und Kennzeichenrecht, Bildnachweise

Wir sind bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von uns selbst erstellte Fotos, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Fotos, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen. 

Alle innerhalb des Internetangebotes genannten und ggf. durch Dritte geschützten Marken- und Warenzeichen unterliegen uneingeschränkt den Bestimmungen des jeweils gültigen Kennzeichenrechts und den Besitzrechten der jeweiligen eingetragenen Eigentümer. Allein aufgrund der bloßen Nennung ist nicht der Schluss zu ziehen, dass Markenzeichen nicht durch Rechte Dritter geschützt sind! 

Das Copyright für veröffentlichte, vom Autor selbst erstellte Objekte bleibt allein beim Autor der Seiten. Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Fotos, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors und der ANregiomed nicht gestattet.

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an uns wenden.
angesicht​ (at) ​anregiomed.de

 

Konzeption & Umsetzung

Ulrike Meyer auf der Heide (Ltg.), Corinna Stoll
DLZ Kommunikation & Marketing

Digital Royal
http://www.digitalroyal.de/

Fotos: Tyler Larkin

Redaktionelle Betreuung und Inhaltspflege erfolgt durch das DLZ Kommunikation & Marketing.