ANgesicht

MAGAZIN AUSGABE 05

NICHT ÜBERLEBBAR

ROLAND EBERT WAR DEM TOD NÄHER ALS DEM LEBEN. DASS SEIN HERZ NOCH SCHLÄGT, HAT MIT SIEBEN MENSCHEN ZU TUN. SIE WAREN BEREIT, ALS ES DARAUF ANKAM.



Roland Ebert sitzt Ende November vor einer Tasse Kaffee und erzählt von den letzten Wochen. Der Reha in Bad Steben. Und der Sportgruppe, in die er jetzt wöchentlich geht. Er ist ruhig, gefasst, fast ein wenig demütig. Vor ein paar Tagen, erzählt Ebert lächelnd, sei er 54 Jahre alt geworden. Es ist ein Gespräch mit einem Überlebenden, so deutlich muss man es formulieren.



„Ein Infarkt dieser Grössenordnung ist im Grunde nicht überlebbar“,

sagt PD Dr. Karsten Hamm, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Klinikum Ansbach. Dass Ebert es doch tat, hat auch mit Karsten Hamm selbst zu tun. Er gehört zu den sieben Menschen, die am 14. September 2021 bereit waren. In herausragender Weise bereit waren.

Roland Ebert hat Feierabend und ist auf dem Weg nach Hause. In den warmen Monaten nimmt er das Rad, es ist neben dem Angeln Eberts Leidenschaft. Sein Arbeitskollege, mit dem er oft den Weg teilt, besitzt ein E-Bike, er ein herkömmliches Modell. Trotzdem ist Ebert meist vorn.

Wenn er vom Radfahren spricht, dann nicht über die gefahrene Geschwindigkeit, sondern die Wattzahl, die er in die Pedale tritt. In der Sprache der Radsportler ist Ebert jemand, der richtig Schub macht. Und zwar dort, wo der Wind von vorn kommt.

Dazu gibt es eine schöne Anekdote: Roland Ebert ist vor Jahren mit seiner Tochter unterwegs. Sie ruft: „Papa, Papa, bremsen, nicht so schnell!“ Sie fahren in diesem Moment bergauf.

Gegen 16.15 Uhr kommt Ebert zu Hause an. In der einen Hand hält er sein Rad, mit der anderen macht er das Tor zur Einfahrt auf. Dann setzt seine Erinnerung aus. Um 16.23 Uhr lösen sich die Alarmmelder von Notfallsanitäter Benjamin Sörgel und Rettungssanitäter Samuel Wünsch aus. Sie befinden sich auf der Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes in Ansbach,



DAS EINSATZSTICHWORT LAUTET KOLLAPS NACH FAHRRADSTURZ.


Sie müssen quer durch die Stadt und fahren „mit Alarm“, also Blaulicht und Horn. Um 16.30 Uhr kommen sie vor Eberts Einfahrt an.

Nachbarn hatten ihn am Garagentor liegend gefunden, sein Fahrradhelm ist an einer Stelle gebrochen. Benjamin Sörgel und Samuel Wünsch erkennen sofort, dass es hier um weit mehr als einen Kreislaufkollaps geht. „Er war kaltschweißig, hatte stechende Brustschmerzen und war kaum ansprechbar“, erinnert sich Sörgel. Sie legen ein 4-Kanal-EKG an, auch als Basis-EKG bekannt. Die Kurve ist so alarmierend, dass beide Rettungsdienstler nur einen kurzen Blick austauschen. Dann greift Samuel Wünsch zum Funk und fordert bei der Leitstelle einen Notarzt nach. Verdacht Herzinfarkt. Es ist 16.35 Uhr.

Kann die Blockade im Herzen nicht zeitnah aufgelöst werden, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Das führt in wenigen Minuten zum Tod. Die Zeit läuft gegen Roland Ebert.

In der Rekonstruktion des Einsatzes wird die Diagnose des möglichen Herzinfarkts entscheidend sein.



„Die Rettungswagen-besatzung hat vorbildlich gearbeitet. Sie haben die Brisanz der Situation erkannt. Darauf basierte alles Weitere“,


sagt Dr. Hermann Schröter. Er ist der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes für die Stadt und den Landkreis Ansbach sowie den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Der Anästhesist rückt seit 1992 als Notarzt aus, seit 1995 auch in der Luftrettung. Und er ist es auch, der nachalarmiert wird.

Dr. Schröter kommt mit einem zivilen Pkw und Aufsteck-Blaulicht an die Einsatzstelle – eine Ansbacher Besonderheit. Ist der regulär diensthabende Notarzt schon im Einsatz, kann die Rettungsleitstelle auf zwei Mediziner zurückgreifen, die eine komplette Notarzt-Ausstattung mitführen. Einer davon ist Hermann Schröter, der in Ansbach ein Medizinisches Versorgungszentrum führt. Wer so eine Aufgabe zusätzlich übernimmt, muss für die Notfallmedizin brennen. Schröter tut es auch nach fast 30 Jahren noch. Um 16.39 Uhr trifft er ein.



KANN DIE BLOCKADE IM HERZEN NICHT ZEITNAH AUFGELÖST WERDEN, WIRD DER KÖRPER NICHT MEHR AUSREICHEND MIT SAUERSTOFFREICHEM BLUT VERSORGT. DAS FÜHRT IN WENIGEN MINUTEN ZUM TOD.



Rettungssanitäter Samuel Wünsch (li.) und Notfallsanitäter Benjamin Sörgel von der Rettungswache Ansbach.

Dr. Hermann Schröter, Anästhesist, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst für Stadt und Landkreis Ansbach sowie den Landkreis Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim.

PATIENT MÄNNLICH, 53 JAHRE, HERZINFARKT, KOMMT MIT NOTARZT, ANKUNFT GEGEN 16.55 UHR. DAS SCHOCKRAUM-TEAM MACHT SICH FÜR EINE MÖGLICHE REANIMATION BEREIT.



PD Dr. Karsten Hamm, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Ansbach.

Andreas Winter, Leiter des Herzkatheterlabors am Klinikum Ansbach.



Benjamin Sörgel und Samuel Wünsch haben ein 12-Kanal-EKG angelegt, das genauere Daten liefert. Die Werte sind weiterhin verheerend. Dr. Hermann Schröter könnte die Erkenntnisse der Rettungsdienstler jetzt erstmal hinterfragen und seine eigene Diagnostik starten. Doch nichts dergleichen geschieht. Er weiß, dass hier ein gutes Team vor Ort ist. Und die Zeit drängt gewaltig.



ROLAND EBERT BEKOMMT IM RETTUNGSWAGEN SAUERSTOFF, HEPARIN, MORPHIUM, EIN SPRAY ZUR GEFÄSSERWEITERUNG UND ASPIRIN.

Es ist eine standardisierte Vorgehensweise bei Herzinfarkten. In der Notaufnahme des Klinikums Ansbach ertönt etwa zur gleichen Zeit ein akustischer Alarm und Bildschirme blinken rot. Die Nachricht ist kurz gehalten: Patient männlich, 53 Jahre, Herzinfarkt, kommt mit Notarzt, Ankunft gegen 16.55 Uhr. Das Schockraum-Team macht sich für eine mögliche Reanimation bereit.

Um 16.50 Uhr verlässt der Rettungswagen die Einsatzstelle. Die Daten des EKG wurden schon vorab ans Klinikum übermittelt. Dr. Schröter befürchtet, dass Roland Ebert den regulären Weg über die Notaufnahme nicht überlebt. Er muss ohne Umwege direkt ins Herzkatheterlabor, um die Blockade zu lösen. Und Dr. Schröter tut etwas, was nur selten vorkommt. Aus dem Rettungswagen heraus wählt er die Nummer des Kardiologen Dr. Karsten Hamm.



„Wenn seine Nummer auf dem Display erscheint, dann ist die Lage sehr ernst“,

sagt Dr. Hamm, der zum Eingang der Notaufnahme eilt. Als die Türen des Rettungswagens aufgehen, braucht es keine Worte. Roland Eberts Gesicht ist blau-grau. So sieht ein Mensch aus, der noch wenige Minuten zu leben hat, wenn überhaupt. Das Team – jetzt unterstützt durch Pflegende aus der Notaufnahme – braucht zwei Minuten bis zum Herzkatheterlabor.

Das Telefonat zwischen Notarzt und Kardiologen, der kurze effektive Dienstweg, wäre an einer größeren Klinik kaum möglich. Das Team gewinnt dadurch ein paar Sekunden, vielleicht eine Minute. Sie werden entscheidend sein.

Andreas Winter (27) leitet im Klinikum Ansbach das Herzkatheterlabor. Er hat an diesem Nachmittag Bereitschaft und kommt zeitgleich mit Roland Ebert in der Klinik an.

Winter ist ein gesprächiger Franke, der gerne mit den Patienten scherzt. So nimmt er ihnen mit wenigen Sätzen die Nervosität. Doch jetzt wird kaum gesprochen. Es gibt nur knappe Anweisungen. „Das ist dann kein Diskussionsclub“, sagt Dr. Hamm. Alle arbeiten unter Hochdruck.



Beate Hauber, Fachpflegerin für Intensivpflege am Klinikum Ansbach.

Silvana Méndez, Anästhesistin am Klinikum Ansbach.

DIESER BALLON WEITET DAS VERENGTE HERZKRANZ­GEFÄSS UND ES WIRD EIN DRAHTGEFLECHT (STENT) EINGESETZT. ROLAND EBERT BEKAM DREI DAVON.

„DER DRUCK BEI SO EINEM PATIENTEN IST IMMENS. NUR DER KARDIOLOGE KANN ES RICHTEN. ENTWEDER – ODER.“



Was im Herzkatheterlabor geschieht, ist für Außenstehende sehr abstrakt. Eine sehr dünne Sonde, der Katheter, wird über die Leiste in die Blutbahn eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben. Der Kardiologe sieht das alles stark vergrößert auf einem Bildschirm. Die Blockade im Blutgefäß zu lösen, ist dann Millimeterarbeit. Man braucht eine sprichwörtlich ruhige Hand. Und Nerven.

Bei Roland Ebert wird entschieden, den Katheter über das Handgelenk einzuführen. Der Weg zum Herzen ist komplizierter, aber schneller. Nur das zählt in diesem Moment.

Als der Katheter im Koronargefäß platziert ist, wird der Hauptstammverschluss klar sichtbar. Und es wird noch ruhiger im Raum. Das Team hat seine Arbeit gemacht. Jetzt ist die Expertise des Kardiologen gefragt.



DIE NÄCHSTEN MINUTEN ENTSCHEIDEN, OB DAS LEBEN WEITERGEHT.



„Man ist in diesem Moment allein“, sagt Dr. Karsten Hamm. „Da ist das Team und vielleicht noch der liebe Gott, aber alles hängt jetzt von einem selbst ab.“ Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Es braucht ein bisschen Demut vor der Aufgabe.“

Andreas Winter möchte nicht mit ihm tauschen. „Der Druck bei so einem Patienten ist immens. Nur der Kardiologe kann es richten. Entweder – oder.“

Als Roland Ebert langsam wieder Farbe ins Gesicht bekommt, sinkt der Adrenalinspiegel im Raum. Dr. Karsten Hamm hat die Blockade gelöst. Er setzt drei kleine Drahtgeflechte (Stents) in die Herzkranzgefäße ein, um sie offen zu halten.

ALS SICH DIE WERTE WEITER STABILISIEREN, MACHT JEMAND EINEN SCHERZ. DIE ANSPANNUNG BRAUCHT EIN VENTIL.



Später auf der Intensivstation wird es noch einen kritischen Moment geben. Beate Hauber, seit 33 Jahren Intensivschwester am Klinikum Ansbach, arbeitet in der Spätschicht und betreut Roland Ebert. Hauber beobachtet, wie seine Werte schwanken. Und das gefällt ihr nicht. Sie wendet sich an Anästhesistin Silvana Méndez. „Wenn die Bea sagt, ihr gefällt ein Patient nicht, dann geht man da sofort hin“, sagt Méndez. Dr. Karsten Hamm wird noch einmal gerufen und die Komplikation ist schnell behoben.

Anfang Dezember ist Roland Ebert für eine Nachuntersuchung im Klinikum. Sein Herz hat noch eine Leistungsfähigkeit von etwa 45 Prozent. Nach so einem Infarkt ist das ein sensationeller Wert. Er wird nahezu ohne Einschränkungen leben können. „Mehr kann man sich nicht wünschen“, sagt Dr. Karsten Hamm.

Roland Ebert feiert dieses Jahr Weihnachten, weil sieben Menschen ihren Job gemacht haben. Er wird es nicht vergessen.



PD Dr. Karsten Hamm
Chefarzt

Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin
Klinikum Ansbach


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WEGWEISER

WIE ZWEI ALLGEMEINCHIRURGEN AUS DEN KLINIKEN DINKELSBÜHL UND ROTHENBURG AN DER ZUKUNFT ARBEITEN.

„JETZT BRINGEN WIR DIE EXPERTISE DER ÄRZTE AUS BEIDEN STANDORTEN ZUSAMMEN UND KÖNNEN DEM PATIENTEN EIN ERWEITERTES ANGEBOT MACHEN.“



„Was hier passiert, ist keine Revolution, sondern eine Evolution“,


sagt Dr. Uwe Jordan. „Wir werden eine kleine und feine Einheit“, ergänzt MUDr. Petr Skala. „Und wachsen endlich zusammen.“

Optimismus im Krankenhauswesen ist derzeit schwer zu finden, weshalb man gerne zweimal hinhört, wenn diese beiden Operateure zusammensitzen. Dr. Uwe Jordan, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Dinkelsbühl, und MUDr. Petr Skala, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Rothenburg, strahlen nicht einfach nur Zuversicht aus. Sie haben einen Plan. Und das können aktuell nicht viele behaupten.

Als sich Dr. Jordan und MUDr. Skala erstmals austauschten, gab es folgende Maßgabe: Wie können wir die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung im westlichen Landkreis Ansbach nicht nur sicherstellen, sondern verbessern?

UND SCHNELL WURDE KLAR, DASS SICH ALLEIN SCHON FÜR DEN ERHALT DER GUTEN VERSORGUNG ZUKÜNFTIG VIELES ÄNDERN MUSS.



„Viele Synergien in beiden Häusern haben wir überhaupt nicht genutzt“, sagt MUDr. Skala. „Jetzt bringen wir die Expertise der Ärzte aus beiden Standorten zusammen und können dem Patienten ein erweitertes Angebot machen.“ Dabei geht es um elektive, also planbare Operationen, aber auch Notfälle. „Die Notaufnahmen in Dinkelsbühl und Rothenburg werden an allen Tagen 24 Stunden betrieben, denn es gibt einen klaren Versorgungsauftrag für die Region“, sagt Dr. Jordan. „Wir bilden einen Pool aus Allgemeinchirurgen. So stellen wir sicher, dass – wie bislang auch – immer ein erfahrener Operateur in Bereitschaft ist.“



Dr. Uwe Jordan, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Dinkelsbühl.





„DAS ALLES HAT SCHON ETWAS CHARMANTES.“



In Zukunft wird es auch einen Pool aus Assistenzärzten geben, die an beiden Kliniken eingesetzt werden.

„Es geht darum, den Erfahrungsschatz der jungen Mediziner zu erweitern.“

Wer es gewohnt ist, an zwei unterschiedlichen Standorten zu arbeiten, wird automatisch flexibler auf Situationen reagieren“, sagt Dr. Jordan.

Beide Mediziner verleugnen nicht, dass die Zukunft mit Herausforderungen gespickt ist. Doch schon die Tatsache, dass allein an der Klinik Dinkelsbühl in den letzten Monaten 20 Pflegende eingestellt wurden, zeugt von der starken Bindung des Klinikverbunds in der Region. „Die Menschen können jederzeit zu uns kommen“, sagt Dr. Jordan. „Wir sind hier. Und durch den Zusammenschluss können wir das medizinische Angebot sogar erweitern.“

Bemerkenswert ist, dass MUDr. Skala und Dr. Jordan für ihre Planungen keine Vorgaben aus dem Management erhielten. „Es gab keine Einmischung. Wir haben unsere Überlegungen als Fachärzte vorgetragen. Und so wurden sie auch akzeptiert“, sagt Dr. Jordan.

Beide Mediziner sehen in der Zusammenarbeit den Klinikverbund auf dem richtigen Weg in die Zukunft. „Wir wachsen zusammen und freuen uns auf den gegenseitigen Austausch“, sagt Dr. Uwe Jordan. „Das alles hat schon etwas Charmantes.“



MUDr. Petr Skala, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Rothenburg.





Dr. Uwe Jordan
Leitender Oberarzt

Allgemein- und Viszeralchirurgie Klinik Dinkelsbühl



MUDr. Petr Skala
Chefarzt

Allgemein- und Viszeralchirurgie Klinik Rothenburg


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WENIGER KANN MEHR SEIN

RUTH SCHMIDT IST PFLEGENDE IN ROTHENBURG UND WAR DAVOR IN AFRIKA. DAS ARBEITEN IM BUSCH HAT IHRE SICHT AUF DAS LEBEN VERÄNDERT.

Irgendwann im Gespräch lässt Ruth Schmidt einen Satz fallen, der ihr Wesen schön umschreibt: „Man muss sich nicht in alles so reinstressen.“ Sie sagt es mit einer Zuversicht, die man in ihrem Alter kaum erwartet.

Das Zitat hat Gewicht, weil die Gesundheits- und Krankenpflegerin mit 22 Jahren eine außergewöhnliche Vita vorweist. Sie hat in einem der ärmsten Länder weltweit über Monate Menschen versorgt. Unter einfachsten Bedingungen, mit geringen Mitteln, irgendwo im Busch.

„Aber jeder Mensch, den wir behandeln können, zählt“,

sagt Ruth Schmidt.

Sie war in Malawi im Südosten Afrikas. Eingebettet zwischen Tansania, Mosambik und Sambia zählt das Land zu den schwächsten Volkswirtschaften weltweit. Es ist auf finanzielle Zuschüsse des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angewiesen. Laut einer Studie aus 2017 ist Malawi das Land mit dem niedrigsten Vermögen pro Einwohner. Gleichzeitig ist die Inflation immens hoch und Korruption weit verbreitet. Viele Kinder leiden an Unterernährung.

Krankenhäuser, in denen operiert werden kann, sind selten. Die Landbevölkerung wird in Medical Centres behandelt, in denen es keine Ärzte nach westlichem Standard gibt. Clinical Officers mit einer dreijährigen Ausbildung arbeiten teilweise dort, können aber keine Eingriffe vornehmen. Die meisten Aufgaben in der Provinz erledigen Krankenschwestern, die oftmals mehr als ein Medical Centre betreuen.



„Eine Krankenschwester ist dort nicht einfach eine Pflegekraft. Man arbeitet fast wie ein Mediziner“,

sagt Ruth Schmidt.

Als sie kurz nach ihrem Pflegeexamen im Herbst 2019 in Malawi ankommt, ist sie quasi automatisch eine Kapazität im Land.

Im Dorf Agabu hat die Schweizerische Hilfsorganisation Extending Hope einen medizinischen Stützpunkt aufgebaut. Ruth Schmidt leistet Erste Hilfe, gibt – soweit vorhanden – Medikamente aus und untersucht die Menschen.

Vor der Abreise hat sie ein Stethoskop gekauft. In Deutschland benutzen Pflegekräfte es fast ausschließlich auf Intensivstationen. In Malawi wird es für Ruth Schmidt zu einem täglichen Instrument.

Im Gepäck hat sie auch mehrere Packungen mit Einmal-Handschuhen. In Deutschland gehören sie zum Standard, in weiten Teilen Afrikas sind sie Mangelware.





Mit dem Minibus, gefahren von Ruth Schmidt, geht es in die umliegenden Dörfer.




Karges Buschland, so weit das Auge reicht.




Trotz aller Herausforderungen ist die Stimmung im Team und bei den Patienten sehr positiv.




DER NÄCHSTE ARZT IST ÜBER 50 KM VON AGABU ENTFERNT, WAS IM AFRIKANISCHEN HINTERLAND EINE HALBE EWIGKEIT BEDEUTEN KANN.

„Die Landbevölkerung hat weder das Geld für die Reise noch die anschliessende Behandlung“,



sagt Ruth Schmidt. Also geht sie dorthin, wo die Menschen sind. Mit Übersetzern läuft sie in umliegende Dörfer oder wird auf einem Fahrrad-Gepäckträger hingebracht.

Manchmal steht auch ein Toyota-Minibus zur Verfügung. Er wird dann von Ruth Schmidt gefahren, da sie oft die Einzige mit Führerschein ist. „Zum ersten Mal Linksverkehr und dann noch Automatik“, sagt sie lächelnd. Dazu sind die Pisten tückisch, sie bleiben auf einer Fahrt im Sand stecken. „Am Zielort wollten wir die Menschen über Hygiene aufklären. Und dann kommen wir vollkommen verdreckt an, weil wir den Minibus ausgraben mussten“, sagt Ruth Schmidt.

Sie sieht Menschen mit großen Tumoren und schlimmen Augenentzündungen, denen sie kaum helfen kann. Dazu kommen fragwürdige Praktiken der „Witch-Doctors“, der traditionellen Medizinmänner, die ein hohes Vertrauen bei der Landbevölkerung genießen. „Da werden Tierhaare auf offene Wunden gelegt, damit sie schneller heilen“, sagt Ruth Schmidt. Tatsächlich infizieren sie sich in kürzester Zeit. „Wenn man dann ein zweijähriges Kind mit einer entzündeten Wunde sieht, geht das einem schon länger nach.

aber manchmal kann man nicht helfen und damit muss man klarkommen“,

sagt Ruth Schmidt.

Der Stützpunkt in Agabu ist so abgelegen, dass die Helfer ihr Essen aus den Zutaten kochen, die sie im Dorf kaufen können: Bohnen, Reis, Tomaten, Auberginen, Eier und manchmal auch Süßkartoffeln. „Es ist erstaunlich, was man daraus alles machen kann“, sagt Ruth Schmidt.



Sehtests vor allem für Kinder sind ein wichtiger Teil des Behandlungsspektrums.





Ruth Schmidt mit einer über 80-jährigen Patientin.





Das Stethoskop gehört in Afrika zum Standard. In Rothenburg (re.) braucht sie es kaum.






Bei Weitem nicht nur das Essen hat ihre Sicht auf die Welt verändert, insbesondere in der Pandemie. „In Malawi kämpfen die Menschen ums Überleben. Und hier beschweren wir uns, weil wir nicht ins Kino gehen können. Das steht in keinem Verhältnis“, sagt Ruth Schmidt.



„Ein bisschen weniger Jammern würde uns als Gesellschaft ganz gut tun.“

Sie hinterfragt, warum in Europa auch „immer alles so perfekt sein muss“, mit all den Begleitumständen. „Mit einem kleinen Steinschlag am Auto fährt man hier sofort in die Werkstatt. Und in Malawi war ich in Fahrzeugen unterwegs, bei denen die Windschutzscheibe nur durch Klebeband im Rahmen gehalten wurde. Und die Tür ging auch nicht richtig zu. Wir sind trotzdem ans Ziel gekommen“, sagt Ruth Schmidt.

Ein deutscher TÜV-Prüfer hätte da sicher ein paar Gegenargumente, doch der Punkt wird klar.



„NICHT REINSTRESSEN“

bedeutet für Ruth Schmidt auch, nicht alles mitzumachen und die Dinge ins Verhältnis zu setzen. Ein paar Monate in Afrika können da die Perspektive verändern.

Seit Mitte November arbeitet Ruth Schmidt wieder für die Klinik Rothenburg. Sie ist die erste Pflegende, die durch die Kampagne „Mein Herz schlägt für ...“ als Mitarbeiterin gewonnen wurde. Das Haus kennt sie noch gut aus ihrer Zeit als Schwesternschülerin. Einen Trip nach Malawi plant sie aktuell nicht. „Aber irgendwann bin ich wieder dort“, sagt sie. Mit Stethoskop und reichlich Einmal-Handschuhen im Gepäck.





Die stellvertretende Pflegedienstleitung Sandra Henneck hat Ruth Schmidt rekrutiert.




Sie denken über einen Einstieg oder Wiedereinstieg in den Pflegeberuf nach?

Dann sprechen Sie mit Sandra Henneck.



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MEIN HERZ SCHLÄGT FÜR ...





Normalerweise kommen die Menschen zu ANregiomed, doch im Oktober/November war es umgekehrt. Botschafter des Klinikverbunds gingen dorthin, wo die Menschen sind: auf die Herbstmesse in Rothenburg sowie zum Brücken-Center in Ansbach. Und sie stellten ihnen eine Frage: „Wofür schlägt Ihr Herz?“

Die Antworten waren so individuell wie die Menschen, die sie gaben. „Familie“ und „Meine Kinder“ waren häufig, aber auch „Mein Kniegelenk“ oder der „FV Gebsattel“. Über 700 Menschen ließen sich vor dem ANregiomed-Herz fotografieren. Wir haben die schönsten Bilder ausgewählt.

Das Ziel der Kampagne ist die Gewinnung von neuen und erfahrenen Beschäftigten. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin Ruth Schmidt ist die erste, deren Neuanstellung direkt aus der Kampagne hervorging. Sie hat bis 2019 in der Klinik Rothenburg gelernt. Wir sind froh, sie wieder zurückzuhaben.







SEHR GEEHRTE LESERINNEN,
SEHR GEEHRTE LESER,



in diesem Jahr hat das Corona-Virus wiederum die meisten Schlagzeilen im Gesundheitswesen gemacht. Auch im ANregiomed-Verbund war es das vorherrschende Thema. Gerade deswegen bin ich froh, dass in dieser Ausgabe die Geschichte von Roland Ebert erzählt wird. Denn sie entstammt direkt dem klinischen Tagesgeschäft, das natürlich weitergeht. Oder anders ausgedrückt: Einem Herzinfarkt ist es egal, ob gerade Pandemie herrscht.

Anhand dieser Geschichte können wir Ihnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorstellen, die seit Jahren, teilweise auch seit Jahrzehnten, eine hervorragende Arbeit machen und mit Erfahrung und Expertise Leben retten. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen Menschen, die nicht zum ANregiomed-Verbund gehören, doch für die gesamtheitliche Behandlung unserer Patientinnen und Patienten unerlässlich sind.

Diese Menschen arbeiten zu Uhrzeiten und Anlässen, an denen andere Berufsgruppen mit Familie und Freunden feiern. Sie machen als Gesundheits- und Krankenpfleger, Mediziner, Notärzte und Notfallsanitäter zuverlässig ihren Job. An allen Standorten des Klinikverbunds und auf den Rettungswachen. Das ist nicht selbstverständlich. Und so sollten wir diese Menschen wertschätzen.

Roland Ebert zeigt uns, dass wir nur im Team erfolgreich sind. Medizin ist ein Mannschaftssport. Und ANregiomed ist ein Teil dieser Mannschaft.

Ihr

Dr. med. Gerhard Sontheimer

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Pflegefachfrau / Pflegefachmann (auch in Teilzeit möglich)
Integrierte Pflegefachhelferausbildung (Alten- und Krankenpflege)
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Alle Fotografien wurden unter den geltenden Hygienevorschriften mit Mindestabstand erstellt.




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Anschrift

ANregiomed gKU
Gemeinsames Kommunalunternehmen
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Escherichstraße 1, 91522 Ansbach
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Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV:
Vorstand Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (Anschrift wie oben)

 

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Fotos: Tyler Larkin

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